Henschleben

Die Ortsteile Henschleben und Vehra

Schon im Jahre 1080 soll der Ortsname Henschleben in Verbindung mit einer Schlacht, die nachweislich ihren Schauplatz an der Unstrut hatte, zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Gegenkaiser Rudolph aufgetaucht sein, was aber nicht geschichtlich verbürgt ist.

Dagegen urkundlich erwähnt wurde Henschleben das erste Mal anlässlich eines Landtausches zwischen Ludwig dem Springer und seiner Schwester Kunigunde von Beichlingen im Jahre 1111. Kaiser Heinrich bestätigt diese Donation.

Über die Ortsnamen Ansgozlibe, Hanteslebin, Hantschucslebe, Hentcosleben, Heinzleben oder Hentzschleben in früheren Jahrhunderten setze sich schließlich im 17. Jahrhundert die heute gebräuchliche Form „Henschleben“ durch. Die Etymologie des Namens hat Anlass zu verschiedenen Deutungen gegeben. Zum einen wird er interpretiert als eine „Ortschaft am Ausgang des Waldes“ und zum anderen als „der Ort, wo einst Hantes lebte“.
Weiterhin scheint aber auch der Handschuh, der im Volksmund Handsche oder Hendsche hieß, eine Rolle gespielt zu haben, was aber nicht bewiesen ist. Das alte Orts- und Kirchensiegel stellte eine Brücke über einen Fluss dar, auf welcher ein Mann steht, der in jeder Hand einen Handschuh hält. Dieses Siegel gab höchstwahrscheinlich einen Hinweis auf den Brückenzoll, den man früher in Henschleben erhob.

Das alte Ortssiegel von Henschleben

Die Geschichte des Ortes ist eng mit ihrer Kirche verbunden. Die erste Kirche zu Henschleben war im Jahre 1561 erbaut worden. Darauf wies ein bei ihrem Abriss 1866 gefundener Stein hin, der die Inschrift trägt „Anno 1561 ist das Gots Haus erbaut“. Ein im Jahre 1858 gefasster Gemeinderatsbeschluss besagt, dass die Gemeinde sich auf eigene Kosten eine neue Kirche baut, da die alte schon sehr baufällig geworden war. Anlässlich des 300-jährigen Weihefestes der ersten Kirch 1861 kam man dann auf diesen Beschluss zurück und begann im Frühjahr 1866 mit dem Neubau. Am 4. Juli 1869. Nach langen Verzögerungen beim Bau, konnte die neue Kirche in Henschleben unter Teilnahme vieler geistlicher und weltlicher Gäste feierlich geweiht werden.

Die Kirche von Henschleben (Foto: S. Bauer)

Henschleben wurde schon zu frühesten Zeiten in einem Atemzug mit dem Gut Vehra genannt – die Vehraer Gutsherren waren gleichzeitig auch die Herren des Ortes Henschleben.

Vehra wurde erstmals 1208 urkundlich erwähnt.

Der Name „Vehra“ (= Vere = althochdeutsch Farjo = Übersetzstelle/Fähre) geht zurück auf eine alte Fährverbindung an dieser Stelle über die Unstrut.

Jahrhunderte lang, war das Gebiet rund um Vehra und Henschleben von Hochwassern geprägt – bis zum Bau des Rückhaltebeckens Straußfurt in den 1950er Jahren.

Um 1634/24 wurde in Vehra in der Nähe des Guts eine Kirche erbaut. Diese wurde aber in den 1970er Jahren abgerissen, nachdem das Dach der Kirche einfiel. Die Innenausstattung der Kirche ging hierbei fast gänzlich „verloren“.

Heute erinnert an dieser Stelle nur noch ein Holzgerüst mit einer der beiden früheren Kirchglocken an die ehemalige Kirche.

Bis ins Jahr 1543 befanden sich Henschleben und Vehra in Besitz des Kloster Pforta: dann gelangte es im Zuge der Säkularisierung in landeherrschaftlichen Besitz des Kurfürsten August. Durch Verkauf oder Lehen hatten die beiden Orte im Laufe der Zeit immer wieder andere Herren, denen sie abgabepflichtig waren.

Henschleben und Vehra gehörten bis 1815 als Exklaven zum kursächsischen Amt Eckartsberga. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kamen sie zu Preußen und wurden 1816 dem Landkreis Weißensee im Regierungsbezirk Erfurt der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem sie bis 1944 gehörten.

Von 1950 bis 2019 bildeten Henschleben und Vehra eine Gemeinde (Gemeinde Henschleben mit Ortsteil Vehra).

(Quellen: Festschrift 1999 anlässlich der 888-Jahr-Feier in Henschleben; Wikipedia)

Alte Postkarte von Henschleben

Und heute?

Zum 31.12.2019 erfolgte die freiwillige Eingliederung zur Gemeinde Straußfurt. Seither sind Henschleben und Vehra Ortsteile von Straußfurt.

Letzter Ehrenamtlicher Bürgermeister von Henschleben war Frank Knaak, der seit der Eingemeindung mit Straußfurt, Ortsteilbürgermeister beider Ortsteile ist.

Die Einwohnerzahl beider Orte zum 31.12.2018 betrug 333 Personen.

Die schöne Lage am Stausee macht die beiden Ortsteile attraktiv für Neubürger, Ausflugsgäste und Naturliebhaber.

Zum einen lockt der Stausee beim Vorbeifahren Interessierte, zum anderen ist er bekannt für seine Artenvielfalt. Hier treffen sich Radfahrer, Wanderer, Bootsfahrer, Angler, Ornithologen oder Naturfreunde.

Vor allem zur Zeit des Vogelzuges (Oktober/November) kommen zahlreiche Besucher an den Stausee zur Beobachtung der Kraniche während ihrer Rast auf dem Weg in den Süden.

Kraniche über dem Stausee Straußfurt

Seit 2019 erfolgt mithilfe von Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) der Umbau des ehemaligen Konsums in der Ortsmitte Henschlebens zum Kontakt- und Informationspunkt (KIP).

Der Konsum vorher

Der KIP soll ein Ort werden an dem- man sich über die Flora und Fauna informieren, an dem man rasten kann und Schutz vor dem Wetter findet. Egal ob zu Fuß oder mit Rad.

Der Konsum heute

Er soll somit zentrale Anlaufstelle für Interessierte rund um den Stausee werden und zu einem Ausstellungs- und Versammlungsort für Jung und Alt.

Luftaufnahme von Henschleben 2011 (Foto: S. Bauer)